· 

Ein gutes Ende


Im Leben kommen wir immer wieder in Situationen, in denen etwas endet und etwas Neus beginnt. Manchmal sind wir ganz bewusst dabei, manchmal erkennen wir die Veränderung erst im Rückblick. Ich bin überzeugt davon, dass die Qualität des Neuen vom guten Ende des Alten abhängt.

Diese Gedanken kamen mir heute, als ich meiner Wohnungsverwaltung die Kündigung direkt ins Büro brachte. Das grosse, modern gestaltete Bürogebäude im Südosten von Bern weckte bereits in der Eingangshalle meine Aufmerksamkeit. Als Architekturgestalterin war ich beeindruck von der imponierenden Grösse und der gelungenen Gestaltung der Sitzgruppe. Vom feinen Farbkonzept, das ich so nie komponiert hätte, mir aber gefiel, und von den grosszügigen Massen aller Objekte. Soviel Fläche und Volumen will gegliedert sein!

Ich liess dann auf der Suche nach den Liften die Halle hinter mir, bog links ab und...

...tauchte überraschend ein in eine dunkle Hülle. Die Decke war auf einmal tief gehängt, der Raum schlank und umhüllen. Meine Augen sahen nur dunkel. Ein zauberhaftes Nicht-Schwarz, gerade so, dass es genügend Orientierung zuliess. Es erinnerte mich an "Black Olive" von Farbkult's Schattenfarben und ich war sogleich verliebt. Ich begann unwillkürlich zu lächeln. Das Licht war gedämpft; ich fühlte mich sanft gehalten, geerdet, wohlig verlangsamt und zu mir selbst gebracht.

Und genau in dem Moment dachte ich an das gute Ende, das ich mir gestalten will. Ich dachte an das Postkartenset meiner neusten Arbeiten, das ich als Mitbringsel für meine Verwalterin bei mir trug. Und ich dachte daran, dass ich jedem meiner Nachbarn eine Rose als Dank für das feine Miteinander in diesem Haus als Abschiedsgeste dalassen will. Es ist mir wichtig, in einer friedlichen Haltung mein Zuhause zu verlassen. Auch wenn es gute Gründe gibt, warum ich weiterziehe.

Wenn mir etwas nicht entspricht, heisst es nicht, dass es falsch ist. Es ist einfach nicht (mehr) für mich. Dankbarkeit zu spüren für das, was ich geniessen durfte, was mir Freude gemacht hat, was heiter und gemütlich war ist der eine Teil eines guten Endes. Zu bedauern, was ausblieb, was schwierig oder nicht möglich gewesen war, ist der andere Teil. Wohnen ist sehr nah bei uns. In unserem Zuhause sind wir idealerweise geschützt und sicher. Wir sind authentisch, lachen, weinen, haben Sex, streiten und versöhnen uns. Wir spüren Schmerzen und fühlen Langeweile. Wir tanzen alleine und lachen mit Freunden, wir kochen oder nicht und essen vor dem Computer. Was das menschliche Leben halt so mit sich bringt.

Dann alles fein säuberlich zu sich zu nehmen, nicht nur die Möbel und Gegenstände einzupacken, sondern auch all unsere Energie zu uns ziehen und jede Verbindung zu lösen schafft Raum für das Neue. Gehe ich in Frieden, komme ich auch in Frieden an.


Kommentar schreiben

Kommentare: 0