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Auf den Spuren des Bienchens


Ein neues Fundstück
Das allererste von ihnen sah ich am Nydeggstalden 20, meinem früheren Wohnort (Bild links). Auf einmal war es da, und flog ungefähr 20 cm über dem Trottoir. Mit flinker Hand und leichtem Strich war es auf die Wand gemalt worden, dort, an diesem denkmalgeschützten Gebäude. Es war das erste, das ich dir in meinem Whats App Status zeigte.

 

Ich ahnte damals noch nicht, dass ihm noch viele weitere folgen würden.

Ob aareaufwärts oder aareabwärts

Meine Spaziergänge führten mich der Aare entlang Richtung Lorrainebad und darüber hinaus. Auch dort zeigten sich mir welche. Und vor allem immer wieder neue. Eines zierte den Eingang zu einer Höhle. Ein anderes gesellte sich zu Sprayereien auf einem Handwagen. Ein drittes tauchte unerwartet an einem Mäuerchen auf.

Verliess ich meinen Wohnort in die gegenteilige Richtung, führte mein Weg durch das Mattequartier. Und auch da schmiegte sich unauffällig ein Bienchen an eine Laibung. Es tauchte auch eines an der Haspelgasse auf und gleich mehrere am Klösterlistutz.

Wegbegleiter

Alle meine Wege wurden früher oder später gesäumt von einem Bienchen. Besuchte ich meine Mutter im Pflegeheim, sichtete ich ein Bienchen. Radelte ich zu Madame Frigo, leuchtete eines in meinem Augenwinkel nahe der Jugendherberge auf. Spazierte ich der Aare entlang, flog mir eines um die Ohren. Ging ich zu Unzeiten zum Bärengraben-Kiosk um Notfallschoggi zu kaufen, fiel mein Blick auf dem Heimweg auf ein neues Schätzchen.

Ein neues Quartier

Als ich vor drei Wochen umzog, dachte ich leicht betrübt daran, dass ich wohl nun auch keine Bienchen mehr sichten würde. Mein neues Zuhause lag in einem anderen Quartier, deutlich entfernt von der Altstadt. Doch bereits bei der Fahrt zur Wohnungsübergabe erblickte ich kurz vor meinem Ziel eines. Happy war ich! Dass mein neues Quartier wieder von einem Bienchen beseelt wurde, stimmte mich zuversichtlich, am richtigen Ort gelandet zu sein. Einige Tage darauf fand ich tatsächlich wieder eines und das sogar direkt an meiner Strasse. Ich jubilierte innerlich und teilte meine Freude sogleich mit dir über Whats App. Erinnerst du dich?

Was steckt dahinter?

Meine Neugierde stieg. Und meine Entdeckerfreude ebenso. Wer zeichnet diese Bienchen an die Wände? Mit welcher Intention? Will jemand auf das Bienensterben aufmerksam machen? Ist es jemandes Lieblings- oder Krafttier? Ist es Guerillawerbung für eine neue Honigsorte? Oder gar das Logo einer Subkultur? Ist es ein Code zwischen Gruppen oder Menschen? Oder schlicht Street Art?

Einfangen und bewahren

Egal mit welchem Ziel und zu welchem Zeitpunkt ich unterwegs bin, wenn mein aufmerksamer Blick wieder eines entdeckt, halte ich inne und machte ein Bild von meinem Fund. Inzwischen haben sich so gegen 20 Bienchenfotos angesammelt, eine Auswahl siehst du hier.

Letzten Sonntag war es anders…

Ich holte meine Freundin Judith an der Tramhaltestelle ab und führte sie auf dem Heimweg an "meinem" Bienchen vorbei. Ich meinte noch zu ihr "schau, ich will dir etwas zeigen" und sie sagte trocken "ah ja, ich weiss schon…" blickte dabei aber in eine ganz andere Richtung als dahin, wo mein Vorzeigebienchen über dem Boden schwebte. Ich folgte ihrem Blick und sah, auf der Fahrverbotstafel war ein neues Bienchen gelandet! Und zwar in den letzten zehn Minuten. So nah war ich dem oder der Bienenzeichner/In noch nie gewesen. Ich war begeistert, aufgeregt, verzaubert.

Ausnahmsweise hatte ich mein Mobile nicht dabei und machte kein Foto. Leider. Denn als wir später noch zu einem Spaziergang aufbrachen, war es verschwunden. Weggewischt und abgemacht. Es hatte sich in Luft aufgelöst, die Ebene oder die Frequenz gewechselt. Weg war es. Hätte nicht meine Freundin dasselbe Bienchen wie ich gesehen, hätte ich befürchtet das sei der Anfang von Bienenhalluzinationen.

Zauberbienen

Inzwischen habe ich zu den kleinen, dreibeinigen Fliegern eine Beziehung aufgebaut. Ich liebe sie alle. Und jedes Mal, wenn ich eines entdecke, spüre ich Freude. Sie versüssen mir den Tag und schenken ihm ein Glänzen. Möglicherweise lerne ich den Menschen, der dafür verantwortlich ist, einmal kennen. Vielleicht aber wird mir die wahre Geschichte hinter diesen leichten Zeichnungen für immer verborgen bleiben. Und vielleicht wäre das auch ganz gut so, damit sie ihren Zauber für mich bewahren.

 

Alles Liebe, Barbara


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Kommentare: 2
  • #1

    Prisca (Mittwoch, 06 März 2024 15:37)

    Lieben Dank an dich fürs (mit)teilen dieser wunderbaren Beobachtung. Ich warte mit freudiger Spannung, wann mir ein "Malbienchen" begegnen wird...

  • #2

    Regula (Sonntag, 10 März 2024 15:56)

    Danke, liebe Barbara, für Deine wie immer sinnigen und stimmigen Zeilen. Mir kommt da „in den Sinn“, dass Gewisses sich nur denjenigen offenbart, die an die Möglichkeit glauben. Wie auch immer: mögen diese gezeichneten Fröhlichkeitsüberbringer noch lange ihren Dienst für Dich tun. Und Dich an Deine eigene Frequenzanhebung in diesem Moment erinnern.