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Grau


Grau? Ja, grau. Es steht dir. Und mir. Und allen anderen Menschen auch. Wie kommt’s? Grau ist die Balance zwischen Licht und Dunkel. Irgendwie weder Fisch noch Vogel. Was erst undefiniert und nicht gerade positiv klingt, ist jedoch genau das Geschenk dieser Farbe an uns. Denn sie lässt uns strahlen. Menschliche Eigenfarben leuchten vor Grau. Grau ist die Farbpause und lässt allem anderen den Vortritt. So einfach ist das.

 

Grau hat ein kleines Ego, doch es ist sich seiner Qualität bewusst. Es muss nicht protzen, sondern stellt sich bescheiden in unseren Dienst. Bereit, im Hintergrund zu wirken und deine Schönheit leuchten zu lassen. Für dich neigt sich das Graue auch zum Bunten hin: zum Bläulichen, wenn deine Farbigkeit einen kühlen Schleier trägt und deine Kontraste weichgezeichnet sind. Ist dein Kolorit klar und rein, eilt die neutrale Graureihe zu dir hin und schmeichelt dir.

 

Ist deine Haut jedoch mit einem pfirsichfarbenen Glühen unterlegt, möchte sie ein Warmgrau bei sich wissen. Es trägt es einen Tropfen Orange in sich und verstärkt dein goldenes Scheinen.

Grau lädt dich ein, seine silbern glitzernden Höhen zu erkunden. Es bittet dich, mit ihm ganz tief hinab zum dunklen Anthrazit zu tauchen. Prüfe, welches Grau deins ist. Wisse, dein Helligkeitswert ist auch der Level deines Graus.

 

Der Charakter des grauen Farbeindruckes ist weder leicht noch schwer, weder gross noch klein. Es steht, wo es ist, kommt dir nicht entgegen und weicht auch nicht vor dir zurück. Es ist da wo du bist. Es ist mit dir. Es ist verträglich mit dir, und seine Arme sind offen für alle anderen Farben. Einzig wünscht es sich, heller oder dunkler zu sein als seine Nachbarin, um nicht mit ihr zu verschmelzen. Es will seine Grenze wahren, um seine verhaltene Schönheit zu offenbaren.

 

Doch die Neutralität der Graus empfinden manche auch als Grauen. Als eine Farbe, die keine ist und keine Stellung beziehen mag. Als die Abwesenheit von Freude und Leben. Als das personifizierte Unfassbare und das farbliche Aschenputtel. Als dumpfes Nichts, ohne eigene Aussage, ohne Charakter und ohne Herz. Wie stehst du zum Uneindeutigen? Löst es Unbehagen in dir aus? Oder fasziniert dich im Gegenteil die Farbe Grau?

 

Mein Herz schlägt für Grau. Grau hat Bescheidenheit und Sanftmut in sich. Es ist bereit, sich mir zu meiner Unterstützung zu verschenken. Es ist ein stilles, tiefes Wasser. Ich kann viel von ihm lernen.

 

 

Alles Liebe, Barbara


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Kommentare: 1
  • #1

    Maja (Mittwoch, 05 Oktober 2022 11:04)

    Wunderbare Beschreibung und wunderbare Bilder!